Wednesday, July 1, 2009

Wir sind Präsident – auch in Kiruna

Mit 1. Juli hat Schweden die EU-Präsidentschaft übernommen und das erreicht auch uns in den Weiten Lapplands. Da viele bereits auf Urlaub sind – die Schulferien beginnen in Schweden bereits Mitte Juni, Mittsommer ist das wichtigste Fest des Jahres – darf ich die Gemeinde Jokkmokk bei einer der Startkonferenzen der Schwedischen EU-Präsidentschaft „Cross-border cooperation for dynamic labour markets“ in Kiruna vertreten.


Für alle die Kiruna im schulischen Geographie-Unterreicht versäumt haben: Kiruna ist die nördlichste Stadt Schwedens, rund 200 Kilometer jenseits des Polarkreises, wurde ab 1880 aufgrund des Eisenerzbergbaus künstlich errichtet und ist auch heute noch stark von der regionalen Bergbauindustrie dominiert.

LKAB, einer der größten Erzkonzerne Europas, bestimmt in vielerlei Hinsicht das Stadtbild.

Rein äußerlich durch die Reste der großen Tagbauanlagen – inzwischen gräbt man längst tief unter der Erde, genauso aber in der politischen, gesellschaftlichen und sozialen Struktur. In praktisch dem gesamten Land Norrbotten haben die Schwedischen Sozialdemokraten gemeinsam mit anderen verwandten Parteien deutliche Mehrheiten.


LKAB ist übrigens weiterhin zu 100 % Eigentum des Schwedischen Staates. Die Privatisierungdoktrinen, die Mitteleuropa in den 80er und 90er-Jahren bestimmt haben, sind hier spurlos vorübergegangen. Und: mein Eindruck ist, dass das kein Fehler war.


Da der Bergbau sich immer tiefer in tiefer unter die Stadt gräbt, steht die Übersiedlung großer Teile der Gemeinde innerhalb der nächsten 15 Jahre auf der Tagesordnung (siehe Bild). Das derzeitige Stadtzentrum würde sonst einfach wegrutschen. Die Gemeinde beschäftigt u.a. eine eigene Informationsmitarbeiterin, die ausschließlich dazu da ist Anfragen und Besuche von Nah und Fern bezüglich der Stadtübersiedlung zu betreuen. Die Kosten trägt – richtig – LKAB.


Kirunas Kirche wurde übrigens mehrfach zum schönsten Gebäude Schwedens gewählt. Jede/r kann gerne das obenstehende Bild betrachten und sich eine Meinung bilden.


Zurück zur EU-Präsidentschaft: Seit Tagen hört und liest man in allen Medien vielfach, dass der Klimaschutz und die Ergebnisse der Weltklimakonferenz im Dezember in Kopenhagen, bei der es um die Klimaschutz- und Emissionsreduktionsverpflichtungen für bis 2020 geht, das absolut wichtigste Thema des Schwedischen Vorsitzes sind. Trotz Wirtschaftskrise, Arbeitsmarktproblemen etc.


Eine fast unlösbare Herausforderung angesichts des aktuellen Verhandlungsverlaufes und der unterschiedlichen Positionen der einzelnen Staaten und Staatengruppen. Gelingt kein Kopenhagen-Ergebnis, so entsteht mit hoher Wahrscheinlichkeit ein vertrags- und klimaschutzzielfreier Zustand nach Auslaufen des Kyoto-Protokolles 2012. Eine weitere Klimakatastrophe der internationalen Umwelt-Diplomatie.

Mehr zu den Kopenhagenverhandlungen in einem der nächsten Blogs.


Zum Abschluss 2 Bilder, die mehr als tausend Worte sagen:

"Catch them while they´re young" – Kinderspielplatz-Tankstelle in Kiruna und “Klimawandel live“ – Schneekanonen in Kiruna, weit nördlich des Polarkreises.

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