Wednesday, July 8, 2009

Passivhaus am Polarkreis?

Heute mit einem spannenden Projekt begonnen: Das Samische Rehab-Zentrum in Jokkmokk möchte sein Gebäude sanieren und das gleich im Passivhaus-Standard. Ich musste zuerst die Euphorie ein wenig einbremsen - voller Passivhausstandard wird unter den hiesigen Klimabedingungen nicht ganz leicht. Immerhin liegt die durchschnittliche Jahresmitteltemperatur bei rund Null Grad Celsius. Immerhin durch den Klimawandel bereits auf gegen 2 Grad in den letzten Jahren gestiegen - sagen die Forscher.

Das wäre das erste Passivhaus im ganzen Län (ca. wie die Bundesländer in Deutschland oder Österreich), da gleich mit einem Sanierungs- statt einem Neubauprojekt zu beginnen ist vorsichtig formuliert sehr ambitiös.

Leichter umsetzbar und denkbar wäre ein klimaneutrales Haus mit thermischer Solaranlage am Dach und Bergwärmepumpe. Wärmepumpen sind hier sehr üblich und zumindest zu Ersatz oder Ergänzung der weitverbreitenden Stromheizungen auch sinnvoll.

Der Umgang mit Strom ist hier an sich noch etwas verbesserungsfähig. Strom ist an sich in Schweden billiger als in Mitteleuropa, Norrland hat nochmals günstigere Extratarife und Stromheizungen waren über Jahrzehnte beliebt und weit verbreitet. Erst in den letzten Jahren bestehen starke Bestrebungen (und auch Förderungen z.B. für den Umstieg auf Pellets), die Zahl der Stromheizungen deutlich zu reduzieren.
Als zusätzliches Argument gilt auch, dass der schwedische Strom entsprechend den gültigen offiziellen Definitionen CO2-neutral ist. Kommt zu ziemlich genau je 50 % aus Wasserkraft und Atomkraftwerken.

Ad Sicherheit von Reaktoren die Topmeldung des heutigen Tages aus dem Teletext des schwedischen Fernsehens SVT: In Ringhals, einem der 3 Kernkraftwerks-Standorte in Schweden gab es 2008 insgesamt 61 Zwischenfälle der höchsten Stufen 1 und 2. Deswegen wurde das Kraftwerk (gehört wie alles hier Vattenfall) bis auf weiteres unter besondere Aufsicht der entsprechenden schwedischen Sicherheitsbehörde gestellt.
Einmal mehr eine Bestätigung dafür, dass Anti-Atom auch weiterhin gleich wichtig ist wie Klimaschutz und Anti-Fossil und dass man beides keineswegs gegeneinander ausspielen darf!

Kleiner Abstecher weg von den Höhen und Tiefen der Klima- und Energiepolitik, Stichwort schwedisches Fernsehen:
Unglaublich aber wahr, das staatliche schwedische Fernsehen (SVT) sendet NICHT rund um die Uhr. Es gibt noch ein Testbild (ich konnte es beim ersten Mal wirklich nicht glauben) und es gibt absolut keine Werbeeinschaltungen in den beiden öffentlich-rechtlichen Programmen.
Wunder gibt es immer wieder ......

Werde weiter über den Fortgang des Passivhaus-Pilotprojektes berichten!

2 comments:

Marcus said...

Wenn dann das Programm auch inhaltlich noch was hermacht, würde ich mir dort glatt wieder einen Fernseher zulegen. Werbefrei & Testbild - schööön. Bleibt nur, dass der Sender auch atomstromfrei produziert, step by step.

Wolfgang said...

SVT und SR (das schwedische öffentlich-rechtliche Radio) haben schon noch einen näheren Bezug zum ursprünglichen Bildungsauftrag. Z.B. auf SR in allen 4 Programmen ein Sprache-Musik-Verhältnis von so ca. 60-70 zu 30-40 %.