Wednesday, November 21, 2007

Liebe BlogLeserInnen,



heute sende ich von ein paar „Kiwis“ – so nennen sich die NeuseeländerInnen gerne - ein paar individuelle Einschätzungen zum Klimawandel.

NEUSEELAND ist das Land, das am weitesten von Deutschland/Österreich entfernt ist und löst wegen der vielfältigen Landschaft bei Kennern oder noch nicht da gewesenen und Herr der Ringe Fans Schwärmereien aus: sanfte grünen Hügelkette, hohe Farnwälder, spiegelklaren Seen und imposante Fjorde lassen das Herz vieler NaturliebhaberInnen höher schlagen. Das Land vermarktet sich entsprechend erfolgreich unter dem Slogan: „Pure New Zealand“. Trekkingtouristen, ob mit Rucksack oder Luxuswohnmobil, werden von dieser Reinheit genauso angezogen wie Abenteurer und Extremsportler.

Meine Reise führt mich auf die Südinsel und entlang der regenreichen Westküste zum Franz-Josef und Fox Gletscher, zum Milford Sound und danach an den höchsten Berg Neuseelands, dem Mount Cook/Aoraki (3.754 m. ü. M.), und ein paar türkisfarbenen Gletscherseen über den Arthurs Pass zurück an die Westküste.

In Hokitika, dem Jadezentrum an der Westküste, unterhalte ich mit Steve, der ein Schmuckatelier mit Werkstatt besitzt. Er geht regelmäßig an den Flussufern und bei Ebbe am Strand die kostbare Jade bzw. Greenstone suchen. Für ihn waren in den letzten Jahren keine Veränderungen bemerkbar. Lediglich der vergangene Oktober war seines Erachtens enorm feucht und regenreich.

Ein Busfahrer, der mich zum Fox-Gletscher bringt, versteht den momentanen Medienrummel zum Klimawandel nicht. Temperaturschwankungen seien für ihn natürlich, diese habe es schon immer gegeben, das sei nichts Beunruhigendes. Er verweist darauf, dass die Gletscher in Neuseeland wachsen. Seiner Meinung nach sei das ein Beweis, der gegen den Klimawandel spreche. Mehr Infos unter: http://www.foxguides.co.nz/facts.asp

Ich unterhalte mich mit einer Mitarbeiterin von Air Safari in Lake Tekapo, die Rundflüge um den Mount Cook und das Gletschergebiet anbieten. Für sie hat es in den letzten Jahren keine Klimaänderung gegeben. Die vergangenen beiden Winter waren laut ihr jedoch sehr schneereich.

Im Besucherzentrums des Nationalparks auf dem Arthurs Pass (Arthurs Pass National Park) frage ich eine Rangerin nach ihren Beobachtungen zu Klima und Wetter in den letzten Jahren. Auch sie antwortet mir zuerst, dass keine Besonderheiten festzustellen waren. Sie fügt jedoch hinzu, dass das Wetter durchaus extremer geworden ist, die Winter seien kälter und schneereicher und die Sommer wärmer und trockener geworden.

http://www.doc.govt.nz/templates/PlaceProfile.aspx?id=38430

Lieber Marcus, ich habe meinen Rückflug zwar verschoben, jedoch nicht storniert!

Viele Grüße,

Katharina

Wednesday, November 14, 2007

Nächster Halt: Malda

Fast sieben Stunden lang haben wir uns im Linienbus von Siliguri ins 270 km entfernte Malda durchschütteln lassen. Die Strasse hat schwer gelitten unter dem Hochwasser, das im Sommer weite Teile Ostindiens heimgesucht hatte. An einer beschädigten Brücke, die nur noch die Belastung von einem Fahrzeug pro Überquerung aushält, haben wir 488 LKW gezählt. Mit dem Zählen hatten wir erst nach einigen Minuten Fahrt entlang dem Stau angefangen. Es müssen wohl weit über 700 gewesen sein.

Am nächsten Abend sitzen wir in gemütlicher Runde vor dem Hotel, als ein Bus auf das Grundstück einbiegt. Eigentlich nicht ungewöhnlich, hätte der Bus nicht ein belgisches Kennzeichen. Als die Tür geöffnet wird steigen 16 Menschen weißer Hautfarbe aus, es ist definitiv kein Asiate darunter. Des Rätsels Lösung: Die britische Agentur OzBus bietet die Extrem-Alternative zum Fliegen an. Einen regulären Linienbus-Service zwischen London und Sydney – und zurück. 10.000 Meilen, über 16.000 km. Ganz gemütlich Überland – von England nach Frankreich, weiter über Deutschland, Tschechien, Österreich, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, die Türkei, den Iran, Pakistan nach Indien – bis nach Malda eben.

Seit 9 Wochen seien sie bereits unterwegs, teilt mir ein junger Mann namens Scooby mit. Oder waren es nur acht – er weiß es nicht mehr so genau. Die Reisenden zeichnen sich nicht gerade aus durch Mitteilungsdrang – vielleicht sind sie zu müde, vielleicht haben sie schon zuviele (und vermutlich immer die gleichen) Fragen beantworten müssen. Das Essen bestellen sie sich auf ihr Zimmer – mit Ausnahme eines Mannes, der etwas abseits im Restaurant in einen Roman vertieft ist. Und Marcus, dem Reiseleiter. Ihm war am Vorabend bei den Feierlichkeiten zu Diwali, dem großen indischen Fest, ein Feuerwerkskörper in der Hand explodiert und hat eine üble Brandblase hinterlassen. Die Tatsache, dass ich in Begleitung einer Krankenpflegerin reise, versichert uns seiner Gesellschaft beim Abendessen.

Der Trip findet erst zum zweiten Mal statt – die letzte Gruppe habe eine Woche Vorsprung, erzählt er. Er selbst genieße die Reise sehr und es wird auch nicht seine letzte sein. Was ist schon dabei einige Monate (vielleicht Jahre) seines Lebens in einem Linienbus zu verbringen. Die Reisegruppe rekrutiert sich ausschließlich aus dem angelsächsischen Raum – 50 Prozent Briten, ein Drittel Iren und der Rest “Aussies” und “Kiwis”. Die ganze Fahrt habe bisher super geklappt, die Stimmung im Bus sei gut – nur ein Mitfahrer habe unterwegs aufgegeben.

Die Reise wird immer wieder für ein paar Tage zum Sightseeing unterbrochen. Gerade war die Truppe für zwei Tage in Darjeeling – mit einem Jeep, weil das einfacher ist den Berg hoch. Ein Teil der Gruppe ist schon in Kadmandu ausgestiegen und wird auf anderem Weg nach Kalkutta nachkommen (ob sie die Extremität der Reise durch einen Kontinentalflug abschwächen vermag er nicht zu sagen, das sei deren Ding). Ohnehin sei zumindest bei dieser Fahrt nicht ohne Flug auszukommen. Die eigentlich geplante Route über Tibet/China und Laos nach Thailand musste gestrichen werden, weil die Pass-Straßen zu eng für den Bus seien. Mein Begleiter, ein Reiseveranstalter mit Spezialgebiet Nordost-Indien, schlägt die Alternativroute über das Brahmaputra-Tal, Manipur und Birma/Myanmar vor. Marcus macht sich fleißig Notizen und ist ganz aufgeregt, diese guten Nachrichten (es geht also doch!) seinem Chef zu übermitteln.

Für diesen Trip heißt die Route Kalkutta-Bangkok per Flugzeug, von wo aus es mit einem anderen Bus weitergeht über Malaysia, Indonesien, Ost-Timor nach Australien – wenn nichts dazwischenkommt.

Marcus wird von Kalkutta aus mit dem Bus zurückfahren nach England. Ob er unserer Einladung nach Siliguri folgen wird, bleibt abzuwarten. Es gäbe genug Gesprächsstoff für mehrere Abendessen.

Katharina, wirst du jetzt deinen Rückflug stornieren?