Tuesday, August 4, 2009

Vattenfall überall

Gestern in Vattenfalls Wasserkraftwerksmuseum in Porjus, einem kleinem Dorf 50 Kilometer nördlich von Jokkmokk gewesen, sehr beeindruckend in jeder Hinsicht. Zwischen dem ersten Kraftwerksbau, eben in Porjus 1915 und den 70er-Jahren hat man den gesamten Luleälv inklusive der beiden Quellflüsse Lilla und Stora Luleälv mit insgesamt 23 Kraftwerken auf der vollen Strecke "erschlossen".

Fast alle nordschwedischen Flüsse, die von den Bergen an der norwegischen Grenze Richtung südost zur Ostsee fließen wurden bis auf 4 geschützte Nationalflüsse in gleicher Weise ausgebaut. Die Basis dafür, dass Schweden heute offiziell einen einen fast 100 % CO2-freien Strommix hat - 50 % Wasserkraft, die andere Hälfte leider Kernkraft.

Der umfassende Kraftwerksbau über Jahrzehnte hat nicht nur entsprechende Spuren in der Landschaft hinterlassen - die samische Bevölkerung wurde übrigens in der gesamten Projektierung und Umsetzung nur sehr rudimentär gefragt oder einbezogen - sondern hat auch über Jahrzehnte Wirtschafts- und Bevölkerungsentwicklung der Region geprägt. Nebenstehende Bevölkerungsstatistik von Porjus zeigt das mehr als eindrucksvoll.

Auch in der gesamten Gemeinde Jokkmokk, immerhin mit 19.000 Quadratkilometern so groß wie ganz Niederösterreich, ist die Bevölkerungzahl seit dem Abschluss der letzten Kraftwerksbauten von um 13.000 auf knapp 5.500 gesunken.Noch immer ist Vattenfall mit rund 600 Angestellten der größte Arbeitgeber in der Gemeinde. Deutlich zu sehen durch die große Zahl von Vattenfall-Dienstautos, die das Ortsbild mitprägen.

Beeindruckend auch die PR-Kapazität Schwedens größten - weiterhin 100 % staatlichen - Energiekonzerns. Nach dem Museumsbesuch hat man eine Bibliothek beisammen, die die umfangreichen Leistungen Vattenfalls im Klimaschutz dokumentieren sollen.
Broschüren, die CCS Carbon Capture and Storage - das unter Erde oder Meeresboden vergraben von Kohlendioxid - als große Zukunftshoffnung darstellen, Infohefte, die den wichtigen Beitrag der Kernkraft zum Klimaschutz erklären und vieles mehr, was dem interessierten Gast "Freude" machen soll.

Natürlich ist der Wasserkraftstrom aus der Region auch eine echte "Cash Cow" für den Konzern. Ähnlich wie bei den älteren Flusskraftwerke in Österreich werfen die längst ausfinanzieren Kraftwerke satte Gewinne ab, die auch entscheidende Beiträge für das schwedische Staatsbudget leisten.
Vielleicht doch keine so überragende Idee alles um jeden Preis privatisieren zu müssen?

Immerhin beschäftigt man sich angesichts der erhöhten Priorität für alles, was mit Klimaschutz zu tun hat auch mit Windkraftpotentialen im Fjäll und Nutzungsmöglichkeiten im Bereich der Kleinwasserkraft.

Möglicherweise doch einige Schritte in die richtige Richtung?

Kleiner Gag zum Schluss: Nebenstehende Uhr wurde so gestaltet, damit sich die Kraftwerksarbeiter daran gewöhnen am Nachmittag 14 Uhr, 15 Uhr etc. statt 2 oder 3 zu sagen. Wegen der in den rund um die Uhr hellen Sommermonaten notwendigen genauen Arbeitszeitplanung ohne Verwechslungsgefahr zwischen 3 Uhr in der Früh und 3 Uhr am Nachmittag!

No comments: